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Palmöl-Boom bedroht Regenwälder

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Was haben Eis, Margarine, Schokolade, Tütensuppen, Cremes und Duschbäder mit der Zerstörung von Regenwäldern zu tun? In diesem Artikel erfährst du die Auswirkungen der Palmöl-Produktion auf die einheimische Bevölkerung und die Tierwelt.

Besonders in Indonesien und Malaysia werden für Monokulturen tropische Regenwälder in großem Stil gerodet – meist verbunden mit illegaler Landnahme und der Vertreibung der Bevölkerung.

Auf der einen Seite ist die Palmölindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig und mit einem Drittel am globalen Gesamtverbrauch ist Palmöl das wichtigste weltweite Pflanzenöl. Auf der anderen Seite verlieren Orang-Utan, Sumatra-Tiger und andere Regenwaldbewohner ihren Lebensraum, da Brandrodungen und Trockenlegung von Torfmoorböden die Tiere verdrängen. Heute existieren nur noch wenige Populationen des Orang-Utans auf den Inseln Borneo und Sumatra, während diese Tiere einst über ganz Südostasien verbreitet waren.

Die sozio-ökologischen Folgen der Palmölexpansion

Die Wälder Indonesiens zählen nach Brasilien und dem Kongobecken zu den weltweit größten Regenwäldern. Gewachsen auf Torfböden, leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. In den Torfböden wird Kohlenstoff gespeichert. Werden die Torfmoore durch Brandrodung oder Trockenlegung zerstört, entweicht klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre.

Nach Greenpeace führten in 2015 verheerende Waldbrände in Indonesien zu einem Ausstoß von CO2, der nach wenigen Wochen höher war als der jährliche Kohlendioxidausstoß von Deutschland. 31 Millionen Hektar, fast ein Viertel der Regenwaldfläche Indonesiens, wurden seit 1990 durch die Anlage von Palmölplantagen zerstört. Nicht nur der Lebensraum stark bedrohter Tierarten wie Sumatra-Tiger und Orang-Utan verschwindet, sondern auch der Lebensraum indigener Völker.

Nach einer Bestandsaufnahme des WWF würden die Tieflandregenwaldgebiete auf Borneo und Sumatra, bei fortschreitender Entwaldung, auf beiden Inseln bis 2020 zerstört sein. Damit hat der Orang-Utan in freier Wildnis kaum noch eine Überlebenschance. Auf beiden Inseln sind nur noch etwa 50 % der ursprünglichen Waldflächen vorhanden.

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) hat ihren Ursprung in den Regenwäldern Westafrikas und wird dort seit Jahrhunderten als Nahrungs- und Heilmittel geschätzt. Erst 1848 brachten niederländische Seeleute die Pflanze nach Indonesien. Der weltweit steigende Verbrauch führt zu einer Ausdehnung der Plantagen, nicht nur in Indonesien und Malaysia, zunehmend auch in Afrika, Zentral- und Südamerika sowie in Papua-Neuguinea.

Unübersehbar sind die sozialen Folgen der massiven Expansion der Ölpalmenplantagen. In Indonesien sind etwa 100 Millionen Menschen auf die natürlichen Ressourcen der Regenwälder angewiesen und werden ihres natürlichen Lebensraumes beraubt. Häufig werden sie ohne Entschädigung von ihrem  Land vertrieben. Nach Angaben der indonesischen Organisation Sawit Watch sind 40 Millionen Indigene betroffen. Auch der Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden ist ökologisch für Mensch und Natur bedenklich. Böden und Flüsse werden verseucht.

Die Jahresproduktion von Palmöl liegt bei etwa 62 Millionen Tonnen. Die größten Mengen importiert aktuell das Entwicklungs- und Schwellenland Indien (9,4 Millionen Tonnen), gefolgt von der Europäischen Union (7,0 Millionen Tonnen), China (5,5 Millionen Tonnen) und Pakistan (3,2 Millionen Tonnen). 2014 importierte Deutschland 1,25 Millionen Tonnen Palmöl – das sind 15 kg pro Einwohner – und zählt damit zu den größten Palmölverbrauchern Europas.

Laut FONAP (Forum für Nachhaltiges Palmöl) stammen etwa 86 % der Weltproduktion aus Indonesien und Malaysia. In Indien, Indonesien und China werden 41 % der Weltproduktion von Palmöl zum Braten, Frittieren und Kochen genutzt, da es billig ist. Zudem ist der Flächenertrag mit 3,5 Tonnen pro Hektar im Vergleich zu anderen Ölpflanzen wie Raps (etwa 1 Tonne pro Hektar), Sonnenblumen (0,8 Tonnen pro Hektar) oder Soja (0,35 Tonnen pro Hektar) wesentlich höher – ein bedeutender Aspekt angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums.

Freiwillige Verpflichtung zum verantwortlichen Palmölanbau

In vielen Ländern ist Palmöl für Kleinbauern die Lebensgrundlage. Doch die Palmölproduktion muss ökologischer, ökonomischer und sozial verträglicher gestaltet werden. Der 2004 ins Leben gerufene Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), die größte Initiative im Palmölsektor, setzt sich für die Einhaltung von Mindeststandards für den nachhaltigen Anbau von Palmöl ein. Die Initiative wurde mit dem Ziel gegründet, eine Zertifizierung von nachhaltig produziertem Palmöl zu ermöglichen und zu fördern. Die Mitglieder des RSPO repräsentieren die gesamte Palmöl-Lieferkette. Darunter sind Palmöl-Erzeuger, Händler, Hersteller von Konsumgütern, Banken und Investoren sowie ökologisch-orientierte und sozial-orientierte Nichtregierungsorganisationen.

Die RSPO-Mitglieder verpflichten sich freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte zu tun als gesetzlich gefordert wird. Das heißt, dass neue Palmölplantagen nicht auf Primärwaldflächen beziehungsweise besonders schützenswerten Gebieten angelegt werden dürfen. Zudem ist es verboten, neue Plantagen ohne Einwilligung auf indigenem Gebiet zu errichten. Die Beachtung von Landnutzungsrechten ist vorgeschrieben. Der RSPO wird von vielen Umweltschutzorganisationen kritisiert und verhindert allein nicht die Entwaldung in den Tropen. Gerade für Entwicklungs- und Schwellenländer ist der RSPO aber ein wichtiger Schritt nach vorne und ermöglicht einen kritischen Dialog aller Beteiligten.

Mit Unterstützung des RSPO sind aktuell 21 % des weltweit produzierten Palmöls zertifiziert.

Im Rahmen der RSPO gibt es vier verschiedene Modelle bei der Zertifizierung: Beim Modell 1 „Identity Preserved“ ist die Ware zu 100 % rückverfolgbar – es wird strikt nach Plantage getrennt und es findet keine Vermischung in der Ölmühle statt.

Im Gegensatz zum Modell 1, kann beim Modell 2 „Segregation“ zertifiziertes Palmöl vermischt werden.

Die direkte Verfolgbarkeit ist beim Modell 3 „Mass Balance“ nicht gegeben, da keine Trennung erfolgt und kontrolliertes Mischen von Palmöl konventioneller und zertifizierter Plantagen erlaubt ist.

Modell 4 „Book and Claim“ (Zertifikatehandel) ist an der Kennzeichnung mit dem „GreenPalm“ Logo zu erkennen. „Book and Claim“ ermöglicht Unternehmen, die nicht RSPO zertifiziertes Palmöl gekauft haben, durch Erwerb von Zertifikaten, ihre mit konventionellem Palmöl hergestellten Produkte zertifiziert zu verkaufen, allerdings nur mit dem GreenPalm Warenzeichen und dem Zusatz „Trägt zur Herstellung von zertifiziertem nachhaltigen Palmöl bei.“

Ursprünglich war Modell 4 nur als Einstiegsmodell gedacht, mittlerweile werden aber über 70 % des unter RSPO Zertifizierung verkauften Palmöls über den Handelsweg „Book and Claim“ auf der Plattform GreenPalm gehandelt. Die Anreize für Unternehmen selbst auf zertifiziertem Anbau umzusteigen oder zertifiziertes Palmöl über die anderen Handelswege anzukaufen, sind meist zu gering. Der anspruchsvolle Ansatz des RSPO ist der getrennte Handelsweg – „Identity Preserved“ oder „Segregation“.

Einer der größten Abnehmer von Palmöl ist der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble. Du kennst einige Produkte dieses Herstellers, wie Ariel Waschmittel oder Head & Shoulders-Shampoo. Procter & Gamble hat laut Greenpeace zur Vernichtung von Regenwald in Indonesien beigetragen. Mittlerweile hat Procter & Gamble auf Druck von Greenpeace, anderen Umweltschutzorganisationen und Verbrauchern seine Waldschutz-Policy überdacht und eingelenkt. So will Procter & Gamble bis 2020 seine Produkte vollständig ohne Palmöl bzw. Palmkernöl aus Regenwaldzerstörung herstellen.

Greenpeace hat zuvor nachgewiesen, dass Procter & Gamble Palmöl von Händlern bezogen hat, die das Palmöl von der Firma BW Plantation aufgekauft hat. Die Firma BW Plantation hat nach Greenpeace in ihrer Konzession PT Adhyaksa Dharma Satya (PT ADS) in der Provinz Zentral-Kalimantan Orang-Utan-Lebensraum zerstört. Von etwa 5.466 Hektar, das als Orang-Utan-Habitat ausgewiesen ist, wurden 4.330 Hektar zerstört.

Auch Unilever will bis 2020 auf Palmöl aus nachhaltig zertifiziertem Anbau umsteigen. Ferrero verwendet bereits seit 2014 zu 100 % nachhaltiges, segregiertes Palmöl. Ferrero ist auch an der Initiative Palm Oil Innovation Group (POIG) beteiligt, zu deren Mitgliedern auch Greenpeace gehört. Die Initiative POIG baut auf den Standards des RSPO auf.

Der WWF Deutschland befragt jedes Jahr Unternehmen hinsichtlich der Nutzung von zertifiziertem Palmöl. In 2015 nutzten mehr als 50 % der befragten 200 Unternehmen zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Seit 2013 hat sich die Anzahl der Unternehmen, die 100 % zertifiziertes Palmöl nutzen, verdoppelt. Schlecht abgeschnitten haben die Pharmaindustrie und die Futtermittelhersteller. Weitere Informationen kannst du in der vom WWF herausgegebenen Scorecard 2015 – Die Bewertung der Einkaufspolitik deutscher Käufer und Verarbeiter von Palmöl nachlesen.

Ist Palmöl in deinen gekauften Produkten enthalten?

Woran erkennst du, ob in deinen gekauften Produkten Palmöl enthalten ist? Das ist nicht einfach, denn unter palmölhaltigen Inhaltsstoffen sind alle Stoffe zu verstehen, die direkt oder indirekt aus Palmöl hergestellt werden können. Hersteller verwenden auch Bezeichnungen wie Palmitate, Palmate oder Pflanzenöl. Seit 2014 muss Palmöl gemäß EU-Regulation No 1169/2011 als solches auf Lebensmitteln ausgewiesen werden.

Eine für den Einkauf praktische Liste mit einem Palmöl-Schnellcheck und den Deklarationen von Palmöl bei Reinigungsmitteln und Kosmetika findest du bei Umweltblick.

Laut einer Untersuchung von Greenpeace ist fast in jedem zweiten Supermarktprodukt Palmöl enthalten. Es wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte gewonnen, während das festere und farblose Palmkernöl aus den von den Schalen befreiten Fruchtkernen extrahiert wird. Aufgrund seiner cremigen Konsistenz wird Palmkernöl gern in Shampoos, Körperlotionen und Lippenstiften verwendet.

Stopp auch du die Regenwaldzerstörung bei deinem nächsten Einkauf 

Wenn du den Erhalt der Regenwälder unterstützen willst, greife beim nächsten Einkauf lieber zu Bioprodukten und möglichst unverarbeiteten Produkten aus saisonaler und regionaler Herkunft. Generell solltest du palmölhaltige Produkte meiden. Du kannst viele Produkte auch selbst herstellen. Wie wäre es mit einer selbstgemachten Schokolade, die garantiert palmölfrei ist? Margarine gibt es zum Beispiel auch auf Basis von Oliven- oder Sonnenblumenöl. Schokoaufstriche enthalten oft viel Palmöl. Du kannst auf Bio-Schokostriche umsteigen, aber Vorsicht – nicht alle sind palmölfrei. Solltest du trotzdem nicht verzichten können, kaufe nur Produkte, deren Palmöl aus nachhaltig zertifiziertem Anbau stammt.

Was denkst du über die Zerstörung unserer Regenwälder durch den Palmölanbau? Kaufst du konventionelle Lebensmittel und Kosmetika oder Bioprodukte, in denen Palmöl enthalten ist? Ich freue mich auf deinen hilfreichen Kommentar.

Titelbild: © feelphotoz – Pixabay

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