Wir haben einen offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesaußenminister Heiko Maas geschrieben, den wir an dieser Stelle veröffentlichen. Persönliche Passagen haben wir aus Respekt vor den stark betroffenen Personen entfernt.
Am 7. Juli haben wir vom Auswärtigen Amt erfahren, dass Hilfslieferungen per Antonov Frachtflugzeug vom Flughafen Leipzig-Halle aus auf den Weg nach Namibia geschickt werden.
Am 1. Juli haben wir eine erste Antwort vom Auswärtigen Amt erhalten. So wurde uns mitgeteilt, dass am 23. Juni fast eine halbe Million OP-Masken aus Beständen des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit an das namibische Gesundheitsministerium ausgeliefert wurden. Seit zwei Wochen arbeiten sie an weiteren Hilfspaketen für Namibia und sind dabei im Austausch mit den namibischen Behörden. Ob es sich hier um die von uns gemeinte schnelle und unbürokratische Hilfe handelt, sei mal dahingestellt. So schnell wie möglich werden Gesichtsmasken, Infektionsschutzkittel, Schutzbrillen, Covid-Antigen-Schnelltests und Krankenpflegebetten aus Beständen des Bundesministeriums der Verteidigung sowie weitere OP-Masken, ca. 4 Dutzend Beatmungsgeräte, zusätzliche PCR-Testkits und Pulsoxymeter aus Beständen des Bundesministeriums für Gesundheit geliefert. Das wird sicher ein bisschen helfen und darüber freuen wir uns auch. Leider hat die Bundesregierung keinen Impfstoff für Namibia (was wohl an den Engpässen bei den Produzenten liegt), plant aber bis Ende 2021 mindestens 30 Millionen Impfdosen an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen abzugeben. Leider wird diese Hilfe für viele Menschen in Namibia schon zu spät kommen.
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Von Richard Kubisch
Sehr verehrter Herr Bundespräsident,
Sehr geehrter Herr Außenminister,
ich möchte Sie auf die verheerende Lage angesichts der Covid-19 Pandemie in meiner Geburtsheimat Namibia aufmerksam machen und Sie darum bitten, zu prüfen, ob es in Deutschland Kapazitäten zur schnellen Hilfeleistung gibt. Ich wende mich an das Amt des Bundespräsidenten und das Außenministerium, weil Ihnen in hohem Maße die große Verantwortung bewusst ist, die Deutschland gegenüber Namibia trägt.
Die Lage in Namibia spitzt sich zurzeit dramatisch zu. Corona-Fallzahlen explodieren und im Moment geht die WHO von 7-Tage-Inzidenzen von über 400 Infektionen je 100.000 Einwohner aus.
Das Gesundheitssystem ist am Zusammenbrechen, Krankenhäuser haben kaum noch Kapazitäten. Das medizinische Personal ist in großen Teilen ausgefallen, weil sie selbst erkrankt sind oder sich daheim um Erkrankte kümmern müssen.
Medizinischer Sauerstoff geht zur Neige und dort, wo es noch welchen gibt, ist er nicht mit ausreichendem Druck oder Qualität vorhanden. Ankommende Sauerstofflieferungen sind innerhalb von Stunden bereits ausverkauft, weil jede Klinik, medizinische Einrichtung und viele Privatpersonen die Lieferanten belagern.
In den letzten Monaten herrschte eine ausgeprägte Impfskepsis in Namibia, welche von starken Verschwörungstheorien begleitet wurde. Dieser Trend kehrt sich meines Wissens nun um und die Menschen werden impfwilliger, jedoch reichen die Impfstoffmengen in keiner Weise aus, und Nachschub ist für Afrika leider nicht verfügbar. Die nördliche Halbkugel kauft allen Impfstoff auf.
Mein Wissen habe ich hauptsächlich von Verwandten und Freunden, die in Namibia leben und aus eigener Erfahrung der letzten Woche seit ich vor Ort bin. Wobei Medienberichte die Lage inzwischen ähnlich dramatisch darstellen.
Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie zu prüfen, ob es in der Bundesrepublik Deutschland Möglichkeiten gibt, Namibia in dieser Krise zu unterstützen. Medizinisches Personal, Produktionskapazitäten für Sauerstoff und Impfstoffe werden dringend gebraucht. Bei einer kleinen Bevölkerung wie in Namibia mit 2,5 Millionen Menschen wird Hilfe schnell leistbar und spürbar sein.
Ich fände, es würde ein starkes Signal in der Versöhnung senden, wenn Deutschland jetzt Verantwortung übernimmt. Ich als deutschsprachiger Namibier und Deutscher bin mir dieser Verantwortung in hohem Maße bewusst und hoffe sehr, dass Sie das auch so sehen.
Hochachtungsvoll
Richard Kubisch
Titelbild: Foto von Adam Nieścioruk auf Unsplash
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Danke Richard!
Dein offener Brief an den Bundespräsidenten und Außenminister ist sehr gut. Vielen Dank für diesen Einsatz. Weiß es zu schätzen.
Hoffentlich kann nun allen geholfen werden und jeder Bürger geimpft werden.