Zusammen mit VEGA, dem führenden Anbieter für Gastro- und Hotelleriebedarf, habe ich mir Gedanken zur Vermeidung von (Plastik-)müll in der Gastronomie- und Hotelbranche gemacht. Nicht immer lassen sich Mehrweg-Lösungen aktiv umsetzen. VEGA bietet daher auch Einweg-Geschirr aus Reststoffen an, die eine nachhaltige Alternative zu Plastikeinweg-Geschirr sind. Auch in ihrem Online-Magazin greift VEGA seit neuestem das Thema Nachhaltigkeit auf und versucht die Branche damit aufzuklären.
(Plastik-)müllaufkommen in Gastronomie/Hotellerie
Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen tragen mit rund 350.000 Tonnen (Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung – GVM, 2017) erheblich zum Abfallaufkommen in Deutschland bei. Beachtenswert ist, dass die Abfallmengen nach GVM seit 1994 um 44 % angestiegen sind. Den höchsten Anteil am Gesamtabfallaufkommen aus Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen haben mit über 150.000 Tonnen Teller, Boxen, Schalen, darunter Pizzakartons mit allein fast 50.000 Tonnen. Systemgastronomie und Imbisse bringen davon jeweils ein Drittel in Verkehr, Privathaushalte verursachen 19 % (z. B. Party- oder Picknickgeschirr), Tankstellen, Heiße Theken in Metzgereien, Verkaufsautomaten und Volksfeste kommen zusammen auf 7 %, Hotels, Cafés und Kantinen auf 4 % und der Lebensmitteleinzelhandel auf 2 %.
In Deutschland wurden 2017 knapp 6 Milliarden Einweg-Becher verbraucht. Das sind 55.000 Tonnen Abfall, der zu zwei Dritteln aus Papier und zu einem Drittel aus Kunststoff besteht. Interessant ist, dass mehr Becher für Kaltgetränke (3 Mrd. Becher) als für Heißgetränke (2,9 Mrd. Becher, Coffee-To-Go) verbraucht wurden.
Ich würde es begrüßen, wenn die Systemgastronomie oder Imbisse beim Essen vor Ort endlich auf Mehrweg-Lösungen umstellen. Auch für den Pizzakarton aus Pappe gibt es bereits Alternativen, die darauf warten zum Einsatz zu kommen, z. B. die Pizzabow. Mit dieser Pizza-Transportbox (mit Pappeinleger) können bis zu 55 % Verpackung eingespart werden.
EU-Einwegplastik-Richtlinie stoppt Einweg-Plastikflut
Gemäß der Einwegplastik-Richtlinie der Europäischen Union dürfen Kunststoffteller und -besteck, Getränkebecher aus geschäumtem Polystyrol sowie andere Wegwerfprodukte aus Plastik (u. a. Kunststoffrührstäbchen und Kunststofftrinkhalme) ab 2021 nicht mehr vermarktet werden. Die Richtlinie ist ein bedeutender Schritt, um die Einweg-Plastikflut zu stoppen.
Bei der Umsetzung in nationales Recht ist es jedoch auch wichtig, Maßnahmen zu definieren wie von Einweg- auf Mehrweg-Lösungen umgestellt werden kann. Denn es macht wenig Sinn, wenn nur von Kunststoff-Einweg auf andere Einweg-Materialien ausgewichen wird. Das wäre lediglich eine Verlagerung des Problems.
Der NABU verlangt deshalb für Mehrweg-Alternativen faire Marktbedingungen für den Außerhaus-Verzehr, da diese mit einem höheren finanziellen und personellen Aufwand einhergehen. Außerdem werden verbindliche Reduktionsziele für Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen gefordert.
Es gibt bereits vorbildlich umgesetzte Mehrweg-Lösungen, wie z. B. auf der Insel Fehmarn, wo 2016 das Pilotprojekt „Mehrweg fürs Meer“ startete. Dort können Verbraucher am Strand selbst entscheiden, ob sie u. a. ihre Pommes frites lieber in einer Mehrweg-Alternative mitnehmen möchten. Das Mehrweg-Geschirr kann nach Gebrauch im Rahmen eines Pfandsystems bei allen teilnehmenden Gastronomiebetrieben zurückgegeben werden.
Mehrweg-Lösungen sollten zukünftig Standard werden und jedem sollte ermöglicht werden beim Außer-Haus-Verzehr einen eigenen, geeigneten und sauberen Behälter mitzubringen.
(Plastik-)müllvermeidung am Hotel-Frühstücksbuffet
Da fallen mir als erstes die Portionsverpackungen ein, auch wenn deren Anteil am Gesamtabfallaufkommen aus Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen mit 3 % (GVM, 2017) gering ist, lässt sich dieser Müll ohne viel Aufwand vermeiden. Marmeladen und andere Aufstriche können mit einem Entnahmelöffel aufgestellt werden (z. B. auch in Bügelverschlussgläsern). Dann kann sich der Gast selbst die entsprechende Menge in ein Glasschälchen abfüllen. Senf, Ketchup, Mayonnaise sowie Honig und Sirup können aus Dosierspendern angeboten werden. Butter kann ebenfalls vorportioniert in kleinen Glasgefäßen bereitgestellt werden.
Weitere Maßnahmen zur Einsparung von Einweg-Produkten:
- Löffel statt Umrührstäbchen (auch keine, die aus Holzresten etc. gefertigt wurden)
- Zucker in Streuspender füllen
- keine Verwendung von Kaffeekapseln; wenn Selbstbedienungsautomat, dann auf System mit frischgemahlenen Bohnen zurückgreifen
- Verwendung von losem Tee und wiederverwendbaren Teesieben statt Beuteltee
- Kaffeesahne in Kännchen bereitstellen
- Stoffservietten statt Papierservietten
- Trinkhalme aus Edelstahl oder Glas statt aus Papier oder Kunststoff, möglich wären auch essbare Trinkhalme, z. B. aus Apfeltrester (Pressrückstand bei der Apfelsaftherstellung)
- für To-Go eine Möglichkeit anbieten Kaffee und Tee in Mehrwegbecher abzufüllen, statt Einweg-Becher
- Joghurt im Mehrweg-Glas anbieten (regionale Anbieter wären da am besten)
Dieses Umweltengagement zahlt sich langfristig aus und ist ein bedeutender Image-Faktor für den Betrieb.
(Plastik-)müllvermeidung auf Großveranstaltungen, Messen und Festivals
Wenn konsequente Mehrweg-Lösungen nicht aktiv und ambitioniert gefördert werden, prognostiziert die GVM einen signifikanten Anstieg der Abfallmengen durch Einwegprodukte. Bundesländer und Kommunen sollten daher verpflichtet werden, Mehrweg-Gebote bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum und bei Auftragsvergaben in ihre verbindlichen Auflagen miteinzubeziehen.
Auch sollte nicht suggeriert werden, dass Einweg-Geschirr aus nachwachsenden Rohstoffen umweltfreundlicher ist. Dies könnte zu noch mehr Abfall und Littering führen.
Wirtschaftliche und praktikable Lösungen für Volksfeste, Festivals und Großveranstaltungen wären z. B. das Spülen an zentralen Orten oder zentrale Spülmobile. Alle Veranstalter nutzen das gleiche Geschirr und der Verbraucher gibt es beim zentralen Spülmobil ab.
Senf und Ketchup können aus Dosierspendern angeboten werden. Trinkhalme aus Edelstahl oder essbare Trinkhalme sind umweltfreundlicher als Alternativen aus Papier oder Kunststoff. Es gibt auch die Möglichkeit essbares Geschirr zu verwenden, z. B. bei Eisbechern (auch essbare Eislöffel am Markt erhältlich), Pommestüten usw.
Wenn ein Veranstalter Mehrweg-Geschirr anbieten möchte, sind eine Reihe von Hygienevorschriften einzuhalten, auf die ich im nächsten Abschnitt eingehe.
Hygieneanforderungen/-empfehlungen bei Verwendung von Mehrweg-Geschirr
Das Trinkwasser, das zum Spülen verwendet wird, muss der Trinkwasserverordnung entsprechen. Die Lager- und Transportmöglichkeiten für Mehrweg-Geschirr müssen hygienisch einwandfrei sein (z. B. Stapelboxen, Abdeckung mit sauberen Handtüchern). Nicht immer können diese Anforderungen vom Veranstalter eingehalten werden. Wenn eine Versorgung mit Trinkwasser nicht möglich ist, muss auf Einweg-Geschirr bestanden werden. Und auch dort wo die Reinheit des Spülwassers nicht gewährleistet werden kann, bietet Einweg-Geschirr die sichere Alternative.
Sicherheit gewährleisten kann ein weiterer Grund für die Verwendung von Einweg-Geschirr sein
Bei einigen Großveranstaltungen sind Mehrweg-Lösungen wegen der Verletzungsgefahr (z. B. durch Glasbruch oder durch scharfe Bruchkanten bei Hartplastik) aufgrund der Sicherheitsbestimmungen oft nicht erlaubt, u. a. in Fußballstadien.
Auch in Flugzeugen ist eine Umstellung auf Mehrweg-Lösungen schwierig, denn es gibt wenig Platz. Außerdem könnte das erhöhte Gewicht problematisch sein.
Es gibt Fälle wo Einweg-Lösungen alternativlos sind. Hier dürfen dann nachhaltige Einweg-Lösungen möglichst aus Reststoffen zum Einsatz kommen. Nachhaltig wäre es, wenn Mehrweg-Geschirr der Standard und Einweg-Geschirr die Ausnahme wäre.
Biologisch abbaubare Alternativen zu Plastikeinweg-Geschirr
Einweg-Geschirr aus Reststoffen oder Recyclingfasern ist jenem aus Frischfaser vorzuziehen. Bei Holz sollte möglichst darauf geachtet werden, dass dieses aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC-zertifiziert) stammt. Manchmal gibt es auch Holzgeschirr oder -besteck, das aus Resten der holzverarbeitenden Industrie hergestellt wurde. Bei Verwendung von Recyclingpapier stellt sich mir die Frage nach der Verunreinigung mit Mineralölkohlenwasserstoffen. Auch sind nicht alle Papiere und Pappen kompostierbar.
Bei VEGA gibt es biologisch abbaubare Alternativen zu Plastikeinweg-Geschirr, z. B. Teller und Becher aus Bagasse (das sind Pressreste, die bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben anfallen). Des Weiteren bietet der Fachhändler für Gastro- und Hotelleriebedarf Einweg-Geschirr aus Palmblatt (Palmblätter fallen mehrmals im Jahr ab, Herstellung ohne Zusatzstoffe) an. Diese beiden Alternativen würde ich empfehlen, wenn es unbedingt Einweg-Geschirr sein muss. Im Material-Guide von VEGA findest du weitere Informationen zu Einweg-Geschirr aus Bagasse, Palmblatt und Holz u. a. sowie Wissenswertes zu deren Herstellung. Es wird auch etwas zu den nicht so empfehlenswerten Alternativen (Biokunststoffe auf Basis von Polymilchsäuren, Bambus) geschrieben.
Vermeiden statt ersetzen
Gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz und der 5-stufigen Abfallhierarchie steht die Abfallvermeidung an oberster Stelle. Die Menge an Einweg-Geschirr kann nur mit ambitionierten Mehrweg-Lösungen verringert werden.
Aus zuvor genannten Gründen lassen sich aber nicht immer überall Mehrweg-Lösungen umsetzen. Dann sind Einweg-Materialien, die aus Reststoffen hergestellt wurden, zu bevorzugen.
Im Privatbereich sollte immer die Mehrweg-Lösung bevorzugt werden. Zum Beispiel kannst du deine Gäste bitten, dass sie ihr Geschirr zur Party oder zum Picknick selbst mitbringen. Wenn du nur Fingerfood anbietest, brauchst du eventuell gar keine Teller und kein Besteck.
Benutzt du Einweg-Geschirr und wenn ja, welche Materialien bevorzugst du? Wie können wir im privaten und/oder öffentlichen Bereich Einweg-Lösungen vermeiden?
Noch mehr Informationen
- Die Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) findest du hier: Abfallaufkommen durch Einweg-Geschirr und andere Verpackungen für den Sofortverzehr
- Wissenswertes zum Pilotprojekt auf Fehmarn: Mehrweg fürs Meer
- Hier gelangst du zum Kreislaufwirtschaftsgesetz
Titelbild: Foto von Yulia Khlebnikova auf Unsplash
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Vielen Dank für den super Überblick. Ja, Mehrweg ist nicht immer möglich, deswegen braucht es nachhaltige Einweg-Lösungen. Schwierig finde ich bei nachhaltigen Einweg-Lösungen, dass oft die richtige Möglichkeit zur Entsorgung nicht besteht, und deshalb trotzdem einfach alles im Restmüll landet.
Hallo Anna,
danke für dein Feedback. Es freut mich wirklich sehr, dass dir der Überblick gefällt. Deine Kritik ist absolut richtig. Mir fällt das leider auch immer wieder auf, dass oft die richtig Möglichkeit zur Entsorgung von z. B. kompostierbaren Einweggeschirr nicht besteht. So soll es definitiv nicht sein.
Liebe Grüße
Anja
Die Devise „Vermeiden statt ersetzen“ unterstütze auch ich! Zur Reduzierung von unnötigem Plastik würde es sehr helfen, wenn das Konzept Natural Branding für Gemüse und Obst bekannter wäre. So könnte man sich viel Verpackungsmüll und die ganzen Aufkleber sparen und hätte ein sehr nachhaltiges Produkt.
Ja, ich verstehe auch nicht warum das nicht häufiger gemacht wird. Hin und wieder sieht man im Supermarkt die Laserbeschriftung auf Obst und Gemüse. Aber es ist immer noch zu viel in Plastikfolie eingepackt.
Viele Grüße
Anja
In einer Reha-Klinik habe ich die Verwendung von Portionsdosen für Kaffeemilch in Plastik mit Alu-Deckel bemängelt. Angeblich ist dies aus Hygienegründen erforderlich. Es wurde sogar von ehemals Portionskännchen am Tisch auf diese umweltschädliche Variante umgestellt. Gibt es solche Vorschriften? Und gibt es ggf. Alternativlösungen, die den Hygienevorschriften entsprechen würden?
Lieber Manfred,
bei der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene habe ich gefunden, dass Großgebinde unter Beachtung der Standardhygiene in Kleingebinde umgefüllt werden können. So wirklich kenne ich mich damit aber leider nicht aus. Plastikfreie Alternativen sind mir zumindest für Kaffeesahne-Portionsdosen erstmal nicht bekannt. Ich habe aber mal von Forschung & Entwicklung zu plastikfreien Alternativen aus Zucker und Milch gelesen. Das wäre dann aber nur für die geeignet, die Zucker im Kaffee mögen. Ich hoffe, ich konnte deine Frage etwas beantworten.
Viele Grüße
Anja