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Was ist nachhaltiger Tourismus?

Wenn ich nachhaltige Kleidung kaufen möchte, ist es leicht herauszufinden, ob die Kleidung fair und ökologisch produziert wurde und Sozialstandards eingehalten werden. Bei Reisen bin ich eher verwirrt bei der Vielzahl an Siegeln, die für nachhaltigen Ökotourismus vergeben werden.

Diese vielen Siegel miteinander zu vergleichen ist kaum möglich, da ganz unterschiedliche Kriterien in Frage kommen. Ich habe für dich herausgefunden welchen Siegeln für nachhaltigen Ökotourismus du vertrauen kannst.

Touristenzahlen steigen weltweit weiter an

Die Anzahl der weltweiten Touristen ist von 25 Millionen in 1950 auf 1,1 Milliarden in 2015 gestiegen. Laut der Webseite von Sustaining Tourism wird bis 2030 ein Anstieg auf 1,8 Milliarden Touristen erwartet. Gerade wegen der immer steigenden Touristenzahlen ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich auf nachhaltiges, soziales und umweltverträgliches Reisen setzen.

You may never know what results come of your action, but if you do nothing there will be no result. (Mahatma Gandhi)

Ökotourismus und Naturtourismus ist nicht immer nachhaltig

Viele setzen Ökotourismus mit nachhaltigem Tourismus gleich. Heutzutage wird alles, das irgendwie grün ist als Ökotourismus vermarktet. Doch das muss nicht zwingend heißen, dass es umweltverträglich und nachhaltig ist. Manchmal ist Ökotourismus nur ein Wort, das nicht das verspricht was sich der ökologisch bewusst reisende Mensch darunter vorstellt. Auch ein bloßer Ausflug ins Grüne kann damit gemeint sein oder eben die Natur als Kulisse für eine Aktivität.

Häufig führt der Begriff Naturtourismus zu falschen Vorstellungen bei Reisenden. Schutz- und Erhaltungsziele der Natur sind hier nicht immer vorhanden.

Nachhaltiger Tourismus ist ein Ansatz, der ein Ziel für alle Tourismusformen darstellt. Eine nachhaltige Reise beginnt lange vor Reiseantritt. Ökotourismus entwickelt sich immer mehr in Richtung nachhaltiger Tourismus und wäre die ökologisch nachhaltige Umsetzung des Naturtourismus.

Verantwortungsvoll durchgeführte Beobachtungstouren in kleinen Gruppen schaden der Natur meist nicht. Kritisch zu betrachten sind Massenanstürme zum Beispiel auf eine kleine Insel, die nicht auf die hohen Besucherströme ausgelegt ist. Wenn du mehr erfahren möchtest wie sich so etwas auswirken kann, lies auch meinen Beitrag Wie du auf Reisen Menschen, Kultur und Natur schätzen kannst. Auch der Massentourismus auf Bali ist ein Beispiel für die Zerstörung der Natur durch Touristen.

Wenn ich in einem Land Urlaub mache, dann versuche ich die Besonderheiten der lokalen Küche zu entdecken. Zu vermeiden sind Importprodukte, statt dessen lieber saisonale und fair gehandelte Produkte aus ökologischem oder kleinbäuerlichen Anbau genießen. Und ruhig im Restaurant nachfragen, woher die Produkte kommen.

Viele Menschen suchen während ihres Urlaubes die Erholung im Einklang mit der Natur. Doch gerade in Touristenhochburgen ist das für die Natur oft nicht nachhaltig.

Ökotourismus heißt also, dass der Mensch Verantwortung übernehmen soll. Ein kurzer Ausflug mit der Reisegruppe in den Nationalpark und zurück erzeugt viele Emissionen. Können wir das als nachhaltig bezeichnen? Ich denke, nein. Auch inszenierte Tierschauen (Delfinarien, Walbeobachtungen) sollten wir meiden und statt dessen Schutzprojekt-Besuche in den Urlaub integrieren und die Tiere dort in Ruhe beobachten.

Ökotourismus wird laut Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Instrument zur Förderung der Regionalentwicklung und Unterstützung beim Schutzgebietsmanagement gesehen. Er trägt dazu bei, dass Schutzgebiete eingerichtet werden und zum Teil finanzieren sich diese Schutzgebiete auch durch die Tourismuseinnahmen.

Da nachhaltiger Tourismus nicht immer ein Urlaub in der Wildnis bedeutet, bestehen Chancen für den Massentourismus, der auch in Richtung Nachhaltigkeit verändert werden könnte. Der gute Wille ist bei vielen Reisebuchenden da und Umweltstandards auf Reisen werden für viele immer wichtiger.

Welchen Siegeln für Ökotourismus und nachhaltigen Tourismus kannst du trauen?

Vertrauenswürdige Ökotourismus-Siegel in Deutschland sind Viabono und Blaue Schwalbe. Schweden hat zum Beispiel nur ein Ökosiegel und zwar Naturens Bästa. Auf europäischer Ebene gibt es das etablierte European Ecolabel.

Ein internationaler Standard für nachhaltigen Tourismus wurde von der unabhängigen non-profit Organisation Global Sustainable Tourism Council (GSTC) entwickelt. Diese Kriterien sind Minimumanforderungen, die von nachhaltigen Hotels und Tourveranstaltern eingehalten werden sollten, um die natürlichen und kulturellen Ressourcen der Welt nachhaltig für die späteren Generationen zu erhalten. Für mehr Informationen besuche Global Sustainable Tourism Council.

Einen guten Überblick über nachhaltige Reiseveranstalter gibt es beim forum für anders reisen e. V., der nur Reiseveranstalter als Mitglied akzeptiert, die möglichst alle Punkte des umfangreichen Kriterienkatalogs erfüllen. Der Kriterienkatalog beinhaltet ökonomische, soziale und ökologische Dimensionen genauso wie die Verantwortung gegenüber den Reisenden und den Mitarbeitenden des Unternehmens.

Das Zitat von Ghandi beschreibt sehr treffend was ich denke und mit diesem Post sagen möchte: Wenn wir nichts tun, um die Natur und Menschen zu schützen und weiterhin rücksichtslos in Länder reisen, dann werden wir auch nicht wissen wie es wäre, wenn wir nachhaltigen Tourismus leben.

Für mich ist klar: Nachhaltiger Tourismus muss sich von einer Worthülse zu einer echten Aktion entwickeln.

Ich freue mich über dein Feedback in den Kommentaren. Hat dir der Beitrag gefallen? Achtest du bei deiner Reiseplanung selbst auch auf Zertifizierungen, die Nachhaltigkeit bestätigen? Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Dann teile es mir bitte in deinem Kommentar mit.

Noch mehr zum Thema Nachhaltig reisen: Slow Travel – Wie du nachhaltiger und wertschätzender reisen kannst

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Titelbild: © Kar Tr – Fotolia.com

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7 Gedanken zu „Was ist nachhaltiger Tourismus?“

  1. Leider ist die Anreise in solch entfernte Länder alles andere als Öko. Da hilft auch kein Siegel. Fliegen bleibt eine der größten Umweltsünden überhaupt und sollte meines Erachtens so gut es geht vermieden werden. Also warum nicht Urlaub im eigenen Land mit Anreise per Bahn oder Rad oder gar zu Fuß von der eigenen Haustür aus. Das ist wahrer Ökotourismus. Alles andere ist in meinen Augen Augenwischerei und beruhigt nur das eigene Gewissen. Einen schönen Sonntag. Dani

  2. Liebe Dani,

    das stimmt, eine Flugreise kann nie ökologisch sein. Ich bin auch dafür, dass wir mehr in unserem eigenen Land Urlaub machen. Realistisch gesehen werden wir aber trotzdem auch andere Länder auf anderen Kontinenten sehen wollen. Die CO2 Emissionen von Flugreisen kann man zum Beispiel über verschiedene Portale kompensieren und damit Umweltschutzprojekte fördern. Das machen aber die wenigsten Menschen. Sollte es doch einmal eine Reise in entfernte Länder sein, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir möglichst ökologisch und sozialverträglich die Zeit dort verbringen und die Menschen vor Ort unterstützen können, indem wir zum Beispiel private Unterkünfte (Stichwort Airbnb) buchen. Ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag.

    Liebe Grüße
    Anja

  3. Hallo liebe Anja, ich bin gerade auf deinen Block gestoßen und begeistert. 🙂
    Da ich mich auch gerade mit dem Thema Naturnaher Tourismus, nachhaltiger Tourismus im Rahmen meiner BA beschäftige eine Anmerkung von mir, der Fachliteratur nach ist die Einordnung eher, Naturnaher Tourismus (das Allgemeine Interesse an der Natur im „Urlaub“, nachhaltiger Tourismus als „Weiterentwicklung“ des sanftem Tourismus im Sinne der Nachhaltigen Nutzung (EU Charta, Brundtlandbericht etc.) und der Ökotourismus, ich zitiere die TIES (International Ecotourism Society)
    „Responsible travel to natural areas that conserves the enviroment and improves the well-being of local people“ also soweit ich das verstehe ein weiterführender Gedanke zum eigentlich „Nachhaltigem Tourismus“ da er nicht nur die nachhaltige Nutzung der Ressourcen beinhaltet sondern auch die Entwicklung der indigenen Bevölkerung bzw. der Region.
    Ich freue mich auf einen Gedankenaustausch,
    Viele Grüße,
    Domenico

  4. Hallo lieber Domenico,

    toll, dass du dich im Rahmen deiner Bachelorarbeit mit dem Thema Naturnaher Tourismus, nachhaltiger Tourismus auseinandersetzt. Das ist ein spannendes Thema. Und es freut mich besonders, dass dir mein Blog gefällt. Danke für die ausführliche Erläuterung der Begriffe. Im alltäglichen Sprachgebrauch mischt man die Bedeutungen doch recht oft. Meine Kernaussage in diesem Beitrag sollte sein, dass der Ökotourismus nicht immer als verantwortungsvolle Form des Tourismus angesehen werden kann. Oft ist es auch nur ein Marketing-Trick. Wird deine Bachelorarbeit veröffentlicht? Wenn ja, ich würde diese gern mal lesen 😉

    Herzliche Grüße aus Wiesbaden
    Anja

  5. Es scheint mir das Thema würde wichtiger werden. So stellt es sich nach der letzten Eurowahl dar.

    Ich hoffe nur, dass durch Corona nicht alle Fernweh bekommen und dann nach der Pandemie der große Reisewahn ausbricht. Wie ist Deine Meinung?

    LG

  6. Hallo Marcus,

    vielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar 🙂 Ja, mein Eindruck ist auch, dass es vielen immer wichtiger wird regionaler zu reisen. Es geht ja auch gar nicht darum gar nicht mehr zu verreisen oder nie eine Fernreise zu machen, nur eben nicht so oft. Ich denke, dass das Thema Regionalität nach der Pandamie noch mehr an Bedeutung gewinnen wird, auch in anderen Bereichen.

    Liebe Grüße

    Anja

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