An der Fleischtheke den eigenen Behälter mitbringen und den Wurstaufschnitt oder das Steak dort hineinfüllen zu lassen? Das wird von den Supermärkten häufig kategorisch abgelehnt. „Das dürfen wir aus hygienischen Gründen nicht in mitgebrachte Behälter füllen!“, heißt es oft.
Unverpackt einkaufen – Nische, Trend oder Notwendigkeit?
Die Recherche zu diesem Beitrag hat mir gezeigt, dass es zum Thema verpackungsfreier Einkauf von Frischwaren, wie Wurst, Fleisch und Käse wenig und zum Teil unklare Informationen gibt.
In einer 2015 durchgeführten Verbraucherumfrage zu „Verpackungsfreie Lebensmittel“ gehen die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) der Frage nach, inwieweit die Bevölkerung für verpackungsfreie Produkte offen ist. Die Studie zeigte, dass 82 % der 1000 befragten Deutschen weitgehend auf Verpackungen verzichten würden.
Aus meiner Sicht ist es nicht mehr nur eine Nische oder ein Trend – es ist eine Notwendigkeit. Der Handel und die Verpackungsindustrie sollten sich verstärkt Gedanken zu ökologischen und abfallvermeidenden Lösungen machen. Der Kunde jedenfalls ist bereit für eine Veränderung.
Verbraucherschutz geht vor Abfallvermeidung
Hygiene und Verbraucherschutz geht im Interesse aller Kunden vor Abfallvermeidung. Der Lebensmittelunternehmer ist für die Hygienesicherheit der von ihm in Verkehr gebrachten Lebensmittel verantwortlich. Die Basis dazu bildet die EU-Verordnung EU 852/ 2004, die in allen Ländern der Gemeinschaft gilt.
Es bleibt nur die freundliche Bitte an die Verkäuferin, die Wurst unverpackt in die Papiertüte oder einen mitgebrachten Behälter zu legen. Das kann manchmal sehr anstrengend sein. Bemerkungen von der Verkäuferin, wie „Das suppt Ihnen aber durch…“, sind nicht selten. Bei Hähnchenbrust, Fisch, Meeresfrüchten oder Hackfleisch geht das meist überhaupt nicht im konventionellen Supermarkt.
Prinzipiell ist es nicht verboten eigene Behälter mitzubringen. Diese dürfen nur nicht über die Theke gereicht oder auf die Theke gestellt werden. Daher gibt es auch so viele Unterschiede – einige Händler gestatten mitgebrachte Behälter zu befüllen, viele aber nicht, da sie Probleme mit dem Gesundheitsamt fürchten.
Wer auf dem Wochenmarkt kauft, kann viel Verpackungsmüll vermeiden
Laut einer Pressemeldung vom 22.04.2015 dürfen Lebensmittel, mit Ausnahme von Frischwaren, auf dem Mainzer Wochenmarkt jetzt offiziell in mitgebrachte Behältnisse gefüllt werden. Lebensmittel, wie Gemüse oder Obst sind von einer natürlichen Schutzschicht umhüllt und dürfen in eigene Behälter gefüllt werden. Diese Produkte werden vor dem Verzehr nochmal gewaschen und von möglichen Keimen befreit. Dabei ist darauf zu achten, dass die Behälter nicht hinter die Verkaufstheke gelangen und die Waage mit Keimen verschmutzen. Auch andere Wochenmärkte bieten den Kunden die Möglichkeit verpackungsfrei einzukaufen. Frage einfach auf deinem Wochenmarkt nach.
Ein gutes Beispiel wie es noch geht, ist das Unternehmen Frischepost GmbH, das in Hamburger Stadtteilen Säfte, Obst, Gemüse, Backwaren, Wurst, Fleisch, Milch, Eier und Käse aus nachhaltigem und regionalen Anbau in Mehrwegbehältern liefert, die bis zu 300-mal wiederverwendbar sind. Die Waren werden direkt von Bauern in der näheren Umgebung bezogen. Die Lieferung erfolgt mit dem Lastenfahrrad oder mit dem Elektroauto und ist umweltfreundlich.
Mehrwegbehälter an der Frischetheke – umsetzbare plastikfreie Alternative?
Wenn die Supermärkte einen Pfandbehälter anbieten würden, wäre doch das Problem mit der Hygiene gelöst, oder? Der Kunde könnte selbst entscheiden, ob er die umweltschädliche Plastikverpackung möchte oder Wurst, Fleisch und Käse nachhaltig in Mehrwegbehältern kauft.
Käse kaufe ich persönlich nicht oft, da dieser zumindest zur Lagerung aus Hygieneschutzgründen immer in Plastikfolie eingewickelt wird. Wenn ich doch einmal Lust auf Käse habe, mache ich meinen Weichkäse selber – schmeckt auch lecker. Aber da das Selber-Käse-Machen etwas Zeit beansprucht, mache ich das nicht oft und verzichte stattdessen auf Käse.
Ich würde mir wünschen, dass der Lebensmitteleinzelhandel zusammen mit den Verbraucherschutzorganisationen überlegt, ob ein Mehrwegpfandsystem für die Wurst-, Fleisch und Käsetheke in Frage kommt. Im Prinzip wäre dies auch sinnvoll im Feinkosthandel. Die Pfandbehältnisse könnten aus Edelstahl oder Bioplastik sein.
Natürlich muss es eine wirtschaftliche Lösung für die Reinigung solcher Mehrwegsysteme geben. Genormte Behälter wären dabei hilfreich. Zudem sind zusätzliche Lagerflächen notwendig.
Da ein großer Teil der Menschen im Supermarkt kauft und nicht im Hof- oder Unverpacktladen, wäre es wünschenswert, dass über verpackungsfreie Alternativen nachgedacht wird. Das Bewusstsein für Abfallvermeidung und Umweltschutz ist schon bei vielen Kunden da. Der Handel wird erst umdenken, wenn der Kunde es einfordert. Vielleicht gibt es bald auch eine Unverpackt-Ecke im Supermarkt?
Was denkst du über verpackungsfreies Einkaufen von Wurst, Fleisch und Käse? Wären Mehrwegbehälter für dich eine Lösung? Was bist du bereit für den Behälter als Pfand zu zahlen? Denkst du, dass ein solches System flächendeckend umsetzbar ist? Über deine wertvollen Kommentare, freue ich mich sehr.
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Hallo, in Lüneburg und Umgebung gibt’s jetzt einen Edeka, der ein Pfandsystem für die Fleisch- und Käsetheke anbietet. Nutze ich auch gerne. Allerdings sind diese Behälter auch aus Kunststoff. Aber immerhin Mehrweg.
Ansonsten findet zum Glück ein langsames Umdenken statt.
Hallo Sabrina,
das ist ja klasse, Mehrweg ist immer besser als Einweg. Weißt du wie der Edeka genau heißt? Dann könnte ich dort mal nachfragen wie das genau funktioniert und wie die Erfahrungen damit sind.
Sonnige Grüße
Anja
Hallo,
bei uns in südbaden gibt es Hieber, ein Kaufmann von Edeka mit zwölf kleinen bis sehr großen Filialen bei dem man seine eigenen Dosen abgibt und dort seine Waren rein bekommt. Die Verkäuferinen haben ein Edelstahltablett auf welches man die Dose stellt, sie nimmt es hinter die Theke und stellt es auf die Waage. Tara von der Dose wird eingestellt und schon kann bestellt werden. Die Dose kommt nicht in Kontakt mit der Waage oder sonstigen Dingen des Marktes. Der Zettel der normalerweise auf die Tüte geklebt wird, wird hier auf ein dafür gemachtes Blatt geklebt welches an der Kasse dann abgegeben wird.
Finde ich viel besser als ein Pfandsystem. Der Laden muss nicht extra Lagerplatz schaffen und auch kein System zur Reinigung. Der Kunde übernimmt Lagerplatz und Reinigung zuhause einfach selbst.
Hallo Sarah,
das ist ein Traum. Hätte ich auch gerne hier in Wiesbaden. Edeka gibt es nicht so oft hier. Am besten auch bei tegut und Rewe ;-). Im Unverpacktladen ist die Auswahl an Frischwaren leider sehr gering, aber dort kann man auch die Dose mitbringen. Bei einem Metzger, den ich von früher kenne, geht das auch. Leider ist der nun sehr weit weg von meiner jetzigen Wohnung. Und mit Baby mal schnell dorthin ist auch schwieriger geworden. Lohnt sich auch nicht, da wir unseren Fleischkonsum drastisch eingeschränkt haben und nur ganz wenig kaufen. Das möchte ich dann gerne mit dem restlichen Einkauf verbinden. Ich denke, so geht es den meisten 😉
Liebe Grüße
Anja