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Kampf gegen Plastiktüten

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Jeder von uns benutzt sie jeden Tag, der eine mehr, der andere weniger – Plastiktüten. Meist werden sie nur einmal verwendet und dann weggeworfen. Der weltweit wachsende Plastikkonsum trägt zu wachsenden Müllbergen bei und stellt eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar.

Laut des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) werden jährlich weltweit 200 bis 250 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Mit 35 % haben Verpackungen den höchsten Anteil am Kunststoffverbrauch. Weltweit werden 600 Milliarden Plastiktüten verbraucht, allein 6 Milliarden davon in Deutschland.

Recyclingquoten weltweit zu gering – Plastiktüten landen oft in den Meeren

Ein Großteil der Plastiktüten wird aus Erdöl hergestellt, einer begrenzten Ressource. Global wird nur ein Bruchteil der Plastiktüten recycelt oder thermisch verwertet. Oft landet der Verpackungsabfall auf ungeordneten Deponien oder in den Meeren. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gelangen jährlich über 6 Millionen Tonnen Müll in die Meere. Plastik ist langlebig – es dauert je nach Kunststoffart bis zu 450 Jahre bis es sich zersetzt, sagen Experten. Vermutlich hat sich die erste Plastiktüte, die in die Umwelt gelangt ist, noch gar nicht vollständig zersetzt? Deshalb ist es eine Gefahr für die Umwelt – besonders für die Meerestiere. Fische und Vögel verfangen sich im Plastik oder verschlucken es. Studien zufolge haben fast alle der untersuchten Nordseevögel Plastik im Magen. In einem Gebiet zwischen Kalifornien und Hawaii schwimmt ein gigantischer Plastikstrudel im Meer. Laut der Non-Profit-Organisation RESET beträgt dort das Verhältnis zwischen Plankton und Plastik 1:6.

Plastiktütenabgabe senkt nachweislich den Verbrauch

Derzeit verbraucht jeder Einwohner Deutschlands im Durchschnitt 71 Tüten pro Jahr. Der Durchschnittsverbrauch in der EU liegt bei 198 Stück. 71 Tüten – das ist schon vergleichsweise wenig, denn die Schlusslichter Lettland, Litauen, Estland, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Polen und Portugal verbrauchten in 2010 jeweils 466 Tüten pro Jahr und Einwohner (Statista, 2016).

Im Vergleich dazu benötigen die Dänen und Finnen nur 4 Tüten pro Einwohner und Jahr. Dänemark führte bereits 1994 eine Besteuerung der Plastiktüten ein. Irland führte eine Plastiktütenbesteuerung in Höhe von zuletzt 22 Cent ein und konnte den hohen Plastiktütenkonsum dadurch auf einen Verbrauch von 18 Tüten pro Einwohner und Jahr senken, ebenso Luxemburg. Italien hat Plastiktüten verboten – erlaubt sind nur kompostierbare oder biologisch abbaubare Plastiktüten.

Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich einig. Der Verbrauch an Plastiktüten soll bis 2026 schrittweise auf 40 Tüten pro Kopf reduziert werden – das wäre eine Reduzierung um fast 80 % im Vergleich zu heute. Der erste Schritt soll bis 2019 geschafft sein – die EU-Mitgliedsstaaten verpflichten sich den Pro-Kopf-Verbrauch auf durchschnittlich 90 Plastiktüten zu senken. Somit erfüllt Deutschland die Vorgabe für 2019 bereits heute.

Die Mitgliedsstaaten können selbst entscheiden, wie sie die Plastiktütenberge reduzieren wollen. Es können Steuern oder Gebühren auf die Tüten erhoben werden. Auch nationale Verbote sind denkbar. Ich frage mich, was passiert mit den Einnahmen von der Plastikabgabe? Werden diese sinnvoll für die Vermeidung von Plastikabfall eingesetzt?

Ausgenommen von der Verpflichtung sind sogenannte Hemdchenbeutel – dünne Plastiktüten, die zum Beispiel für Obst und Gemüse im Supermarkt verwendet werden. Aber gerade diese dünnen Tüten sind nur wenige Minuten in Gebrauch. Ich bin auch für eine Abschaffung dieser Hemdchenbeutel. Alternativen habe ich in meinem Beitrag unten aufgeführt.

Manche Supermärkte, zum Beispiel in Ländern wie Namibia oder Indonesien, verpacken als Serviceleistung die Produkte für den Kunden an der Kasse. Man wird leider erst gar nicht gefragt, ob man eine Plastiktüte braucht. Zudem wird jede Produktart getrennt verpackt. Lebensmittel werden in eine Tüte gepackt, dann wird eine weitere Tüte für die Zahncreme und das Waschmittel verwendet und noch eine für die Zeitschrift. So hat man bei einem Einkauf im Handumdrehen 10 Plastiktüten oder mehr zusammen.

Viele Entwicklungs- und Schwellenländer machen Europa schon länger vor wie Umweltschutz geht. Die indische Regierung hat zum Beispiel 2012 ein Verbot aller kostenlosen Plastiktüten in Neu-Delhi erlassen. Verstöße werden mit hohen Geldstrafen bis zu 1.200 Euro geahndet. Auch in Bangladesch sind seit 2000 Plastiktüten komplett verboten. Sie verstopfen Abwasserkanäle in der Monsunzeit und führen zu Überschwemmungen. In Ruanda (seit 2006) und in Tansania (seit 2005) sind Plastiktüten ebenfalls nicht erlaubt. Beim Einkauf muss man sich einen Stoffbeutel mitbringen oder Papiertüten nutzen. Ruanda hat sich für ein Komplettverbot entschieden, da die finanziellen Mittel für ein Kunststoffrecycling nicht vorhanden sind und das Land von der Verbrennung von Kunststoff Abstand nehmen möchte. Auch in Kenia und Uganda sind besonders dünne Tüten verboten. Laut Beijing Rundschau erlies China bereits 2008 das Verbot, Plastiktüten mit einer Stärke unter 0,025 Millimeter zu produzieren und zu verwenden. In Südafrika und Botswana werden Plastiktüten von Einzelhändlern auch nicht mehr kostenlos ausgegeben. Ebenso fordert das Gesundheitsministerium von Namibia eine Verkaufsgebühr oder ein Verbot von Plastiktüten. Zunächst sollen Informationen von verschiedenen Interessensträgern gesammelt werden, sagt Andrew Mwoombola, der Staatssekretär des Gesundheitsministeriums.

Schluss mit kostenlosen Plastiktüten in Deutschland – viele Händler machen mit

In einer freiwilligen Vereinbarung mit dem Umweltministerium will sich der Handelsverband Deutschland (HDE) dazu verpflichten, dass bereits bald 60 % der Einkaufstüten bezahlt werden müssen. Eigentlich sollten in Deutschland ab dem 1. April 2016 kostenlose Plastiktüten flächendeckend verschwinden, aber die Vereinbarung wird sich noch verzögern. Einige Geschäfte sträuben sich noch dagegen. So hat zum Beispiel der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks erklärt, sich nicht zu beteiligen. Ebenso der Apothekerverband ABDA.

Tchibo, Karstadt, Saturn, Mediamarkt, C&A und Deichmann verzichten bereits auf kostenlose Kunststofftüten. Ebenso der Textildiscounter Kik, der seit Herbst 2015 gar keine Plastiktüten mehr anbietet und auf kostenpflichtige Baumwolltaschen und Permanenttragetaschen umgestiegen ist.

Viele Einzelhändler wollen mit der Selbstverpflichtung ein Gesetz aus dem Umweltministerium vermeiden. Douglas ersetzt die Plastiktüten durch Papiertüten, ebenso der Schuhhändler Görtz.

Sind Papiertaschen und Baumwollbeutel wirklich ökologischer?

Zunächst erscheint die Verwendung von Papiertüten oder Baumwollbeuteln ökologischer. Doch so einfach ist das nicht. Auch Beutel aus anderen Materialien sind ökologisch bedenklich. Man sollte bedenken, dass die Herstellung von Papiertüten sehr viel Wasser und Energie benötigt. Die Treibhausgasemissionen bei der Produktion von Baumwollbeuteln sind bedeutend höher als bei der Plastiktütenproduktion.

Die Mehrfachverwendbarkeit ist jedoch entscheidend. Wenn ein Beutel über eine lange Zeit verwendet wird, ist dieser ökologischer als die Einwegplastiktüte.

Wir müssen uns verantwortlicher verhalten – Was kannst du tun?

  1. Vermeide Einwegtragetaschen.
  2. Lehne kostenlose Plastiktüten beim Einkauf ab, insbesondere in Ländern, wo deine Einkäufe von Personal an der Supermarktkasse eingepackt werden.
  3. Kaufe in verpackungsfreien Läden in deiner näheren Umgebung, in Hofläden oder auf dem Wochenmarkt ein.
  4. Benutze Einkaufskörbe, Einkaufsnetze, Leinenbeutel, fair gehandelte Biobaumwolltaschen, Jutetragetaschen, zusammenklappbare Kunststoffkisten oder wiederverwendbare Kunststofftaschen.
  5. Informiere andere Menschen über die Auswirkungen des Plastiktütenkonsums.
  6. Und natürlich, teile diesen Beitrag bitte mit deinen Freunden.

 

Noch ein Tipp: Für den Einkauf im Supermarkt nutze ich für Gemüse, Obst und Brot gerne die wiederverwendbare, schadstofffreie fair gehandelte Biobaumwoll-Tüte von naturtasche.de. Bestelle über diesen Link die Biobaumwollbeutel von Naturtasche. Die Einnahmen fließen direkt in die Refinanzierung dieses Blogs. Im Prinzip kannst du dir diese Beutel auch selber nähen, wenn du magst und das Talent zum Nähen hast.

Auch die wiederverwendbaren Beutel von Re-Sack sind aus Biobaumwolle, fair gehandelt und praktisch für Obst, Gemüse und Nüsse. Probiere es aus! Ich habe auch schon lose Kartoffeln beim Supermarkt in diese Beutel gepackt. An der Kasse wird der Beutel mit gewogen, aber das finde ich nicht so schlimm.

Kannst du auch auf Plastiktüten verzichten? Was sind deine Erfahrungen in anderen Ländern, egal ob gut oder schlecht? Ich freue mich über deine wertvollen Kommentare.

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